Einheitliches Datenformat macht alles einfacher

Mit Telematik können Bauunternehmen ihre Baustellen effizienter abwickeln – wenn sie ein bisschen Zeit und Mühe investieren. Das muss einfacher werden, findet man bei der GP Papenburg Unternehmensgruppe, und setzt daher große Hoffnungen auf einen gemeinsamen Datenstandard aller Baumaschinenhersteller.

Flottenmanagement: Einheitliches Datenformat macht alles einfacher
Wer wie GP auf vielen Baustellen tätig ist und rund 180 Baumaschinen im Einsatz hat, dem hilft ein professionelles Flottenmanagement; wie hier auf der Baustelle des neuen Güterbahnhofs in Halle (Saale), der bis 2016 komplett erneuert wird. | Foto: GP

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Jens Kleinert muss vom Nutzen der Telematik, genauer gesagt: des Flottenmanagements, nicht mehr überzeugt werden. In seiner Funktion als Technischer Leiter in der GP Papenburg Maschinentechnik GmbH nutzt er diese Technik schon seit Jahren. Er ordnet zum Beispiel die Maschinen den Baustellen zu, organisiert Reparaturen und turnusmäßige Wartungen, checkt die Auslastung der Maschinen oder ihren Spritverbrauch. Um das Thema voranzubringen, engagiert er sich nicht nur in seinem Unternehmen, sondern seit einigen Jahren auch im Arbeitskreis Telematik des Branchenverbands VDBUM.

Die Möglichkeiten, die ein Flottenmanagement bietet, werden allgemein noch zu wenig genutzt, findet Kleinert, der für den gesamten Fuhrpark der GP-Gruppe, immerhin rund 5.000 Maschinen und Geräte, verantwortlich ist. Etwa 150 Komtrax-Systeme von Komatsu hat die Firma zum Beispiel im Einsatz plus einige Systeme weiterer Hersteller, und der Datenstrom, den sie produzieren, ist immens. Hapern tut es an der nötigen Manpower: Die GP Maschinentechnik ist zwar Teil einer vergleichsweise großen mittelständischen Unternehmensgruppe, doch auch bei dem Hannoveraner Unternehmen sind die Ressourcen begrenzt. Kleinert freut sich daher auch über Teilerfolge: „Was die reine Maschinentechnik angeht – Disposition, Reparaturen, Wartungsplanung –, nutzen wir die Telematik schon seit Jahren sehr intensiv. Das ist heute keine Diskussion mehr.“

In anderen Bereichen ist man noch nicht so weit. „Wir müssen das nicht nur den Maschinisten beibringen, sondern auch den Bauleitern und Polieren“, findet er. Die allerdings erwarten – zu Recht, wie Kleinert meint –, dass sie die gewünschten Informationen in den Systemen schnell und ohne langes Suchen finden; bei der Vielfalt der Herstellersysteme bislang ein Wunschtraum.

Mühsame Suche

Die einzelnen Maschinenhersteller stellen die Telematikinformationen nämlich in der Regel auf Portalen im Internet zur Verfügung, in die die Nutzer sich bei Bedarf einloggen können. Bei GP ist dies noch ein vergleichsweise kleines Problem, weil der größte Teil ihrer Maschinen von einem einzigen Hersteller, nämlich Komatsu, stammt und daher fast nur mit der Komtrax-Software gearbeitet werden muss. Für die meisten anderen Bauunternehmen in Deutschland heißt es aber derzeit: Um an die Telematikinfos heranzukommen, müssen die verschiedenen Portale im Internet gewälzt werden – und dafür hat kaum jemand wirklich Zeit. Oder, wie Kleinert es formuliert: „Dieses Hin und Her zwischen den einzelnen Herstellern geht gar nicht.“

Um aber die Effizienz der Arbeit auf der Baustelle sowie der Abrechnung im Büro wirklich zu verbessern, muss sich noch vieles ändern. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Fähigkeit der Flottenmanagementsysteme, über eine Schnittstelle die Maschinendaten direkt in die Kalkulations- und Abrechnungssoftware des Bauunternehmens zu übertragen – eine enorme Erleichterung, die aber die Kompatibilität der Datenformate voraussetzt. Einige Hersteller bieten eine solche Schnittstelle bereits heute an, allerdings nur für ihre eigenen Maschinen. Alle anderen Maschinen bleiben für den Bauunternehmer „unsichtbar“.

„Für mich als Führungskraft im Maschinentechnikbereich ist die Telematik definitiv eine Unterstützung.“ – Jens Kleinert würde die Möglichkeiten des Flottenmanagements gern noch intensiver nutzen. | Foto: bi
„Für mich als Führungskraft im Maschinentechnikbereich ist die Telematik definitiv eine Unterstützung.“ – Jens Kleinert würde die Möglichkeiten des Flottenmanagements gern noch intensiver nutzen. | Foto: bi

AEMP: Alle Maschinen in einer Software

Der gemeinsame Datenstandard AEMP, der im Frühjahr 2016 erwartet wird, soll dieses Problem lösen. Er ist erstmals in der Lage, Telematikdaten von den Servern der Hersteller in einem einheitlichen Format auf die Rechner der Nutzer zu bringen. Diese mussten bislang stets verschiedene herstellereigene Telematikportale überwachen, wenn sie eine gemischte Maschinenflotte zu managen hatten. Mit dem AEMP-Standard sprechen die verschiedenen Herstellerserver nun zum ersten Mal eine gemeinsame Sprache, und der Anwender erhält einen Gesamtüberblick über seine Maschinendaten auf einer einzigen Benutzeroberfläche. Er wird voraussichtlich im April 2016 die ISO-Zertifizierung erhalten und dann einen weltweiten Standard darstellen.

Vernetzte Baustelle: Die Zukunft hat schon begonnen

Für Kleinert ist das Flottenmanagement nur ein Zwischenschritt. Er wünscht sich ein System, das ihm ermöglicht, in allen Phasen des Bauablaufs einzugreifen, wenn Änderungen nötig werden. „Unser Ziel ist ganz klar: Wir wollen ein Baustellencontrolling. Wir wollen möglichst tagesaktuell wissen: Was ergibt sich auf der Baustelle gerade?“ Und er möchte auf Basis dieser Informationen die Möglichkeit schaffen, „den Bauleiter im Tagesgeschäft zu unterstützen und reagieren zu können“.

Die größte Aufgabe der nächsten Jahre wird deshalb darin bestehen, die Telematikdaten mit den Baustellendaten zu verknüpfen, um der Idealvorstellung der vernetzten Baustelle näher zu kommen. Auch in Kleinerts Augen sind daher die Maschinendaten nur die halbe Miete. Um einen echten Nutzen für die Firma zu erzielen, müsse man sie „in Verbindung bringen mit der Arbeitsleistung, die das Gerät verrichtet hat. Nur das bringt uns letztendlich eine Kostenoptimierung.“

Allerdings, das weiß auch Kleinert, wird dies in der Bauwirtschaft nicht so leicht umzusetzen sein wie beispielsweise in bestimmten Produktionszweigen der Industrie, wo feste Rahmenbedingungen herrschen. „Bei der Baustelle gibt es so viele Unwägbarkeiten, mit Subunternehmern, mit Wettersituationen, mit verschiedenen Böden, die ich vorfinde und mit unterschiedlichen individuellen Arbeitsleistungen. Ein Bagger kann mit verschiedenen Fahrern ganz unterschiedliche Auslastungsgrade haben – durch Erfahrung, durch Leistungsfähigkeit, durch Motivation. Diesen Soll-Ist-Vergleich raus auf die Baustelle zu bringen, ist sehr kompliziert.“

Arbeiten auf der „virtuellen Baustelle“

Den ersten Schritt auf diesem Weg ist GP mit der Anschaffung zweier Komatsu-Bagger schon gegangen. Die sogenannten i-Maschinen sind mit einer neuartigen 3D-Steuerung ausgestattet, die teilautomatisiertes Baggern auf der Grundlage digitaler Geländemodelle ermöglicht. GP ist sehr zufrieden mit der Technik und hat die nächsten zwei Exemplare schon geordert. Für Kleinert ist der i-Bagger der richtige Weg für die Zukunft, weil er „beide Systeme von vornherein als Hersteller vereint“. Und weil er aus seinem Büro sehen kann, wie weit der Bagger draußen mit dem Abtrag ist. Für dieses Thema kann er sich richtig begeistern: „Baumaschinen haben sich bisher meist nur bei Hydraulik und Motorentechnik geändert. Aber hier tut sich gerade eine neue technologische Dimension auf, dass der Bagger plötzlich den Bauprozess visualisiert.“

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So fortschrittlich wie Kleinert denken an dieser Stelle noch wenige in der Baubranche. Die meisten Unternehmen – das hat eine Befragung der TU München ergeben – nutzen noch nicht einmal die Funktionen vollständig, die ihnen die Systeme der Maschinenhersteller bieten; sie begnügen sich mit der Positionsverfolgung ihrer Maschinen und der Aufzeichnung der Betriebsstunden. Zu groß ist die Angst vor der Mehrarbeit, die viele mit dem Thema Flottenmanagement verbinden, oder vor dem vermeintlich drohenden „gläsernen Mitarbeiter“. Diese Sorgen auszuräumen und alle beteiligten Personen von den Vorteilen der Technik zu überzeugen, wird die Hauptaufgabe der Bauunternehmen in den nächsten Jahren sein – nicht nur bei der GP in Hannover, sondern überall in Deutschland.


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