Findige Ideen und Hilfsaktionen in Krisenzeiten

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft sind schwer abschätzbar. Die EU-Kommission erwartet eine Rezession „historischen Ausmaßes“ und auch die Frühjahrsprognose der Bundesregierung ist düster. Gute Nachrichten sind rar und doch hat die Krise auf vielfältige Art und Weise Kräfte freigesetzt: Unternehmen haben sich einiges einfallen lassen, um sowohl ihre Geschäfte am Laufen zu halten als auch mit praktischen Hilfsaktionen zu unterstützen.

Findige Ideen und Hilfsaktionen in Krisenzeiten
Am bayerischen Standort Hof produziert die zur Oase-Gruppe gehörende Söll GmbH jetzt Flächendesinfektionsmittel. | Foto: Oase
Die Oase-Gruppe hat zum Beispiel vorhandene Produktionskapazitäten für die Herstellung von Desinfektionsmittel umfunktioniert. Wo sonst u. a. Teichpflegemittel des Herstellers Söll, der seit 2019 zur Oase-Gruppe gehört, übers Band laufen, wird im Werk in Hof nun im Auftrag des Bayer. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit das Flächendesinfektionsmittel-Konzentrat AquaDes für den gewerblichen Gebrauch produziert. Auch der Bauchemie-Hersteller Remmers hat einen Teil seiner Produktion umgestellt. Bereits seit Ende März produziert das Unternehmen mit Sitz in Löningen neben seinen Bautenschutz-Produkten, Holzlacken und -farben nun Desinfektionsmittel – und zuletzt war das benötigte Ethanol nicht mehr verfügbar. Die Remmers Gruppe und die Berentzen-Gruppe, Spirituosenhersteller aus dem benachbarten Haselünne, haben deshalb eine Kooperation beschlossen, um die Produktion aufrecht zu erhalten.
Remmers und Berentzen kooperieren für die Herstellung von Desinfektionsmittel (v.l.n.r.): Ingo Fuchs, Geschäftsführer Produktion und Logistik der Remmers Gruppe; Oliver Schwegmann, Vorstand der Berentzen-Gruppe, und Dirk Sieverding, Vorstandsvorsitzender der Remmers Gruppe. | Foto: Remmers
Remmers und Berentzen kooperieren für die Herstellung von Desinfektionsmittel (v.l.n.r.): Ingo Fuchs, Geschäftsführer Produktion und Logistik der Remmers Gruppe; Oliver Schwegmann, Vorstand der Berentzen-Gruppe, und Dirk Sieverding, Vorstandsvorsitzender der Remmers Gruppe. | Foto: Remmers
Berentzen hat bereits 40.000 Liter Ethanol geliefert, die Remmers nun zu Desinfektionsmittel nach WHO-Rezeptur fertigt. Beide Unternehmen haben damit in den Zeiten der Coronavirus-Pandemie Neuland betreten: Während Remmers bislang nie Desinfektionsmittel hergestellt hatte, hat die Berentzen-Gruppe nie zuvor sogenannten vergällten, das heißt chemisch unverzehrbar gemachten Rohalkohol aufbereitet. Dafür war eine behördliche Sondergenehmigung erforderlich. Abgegeben wird das von Remmers gefertigte Desinfektionsmittel ausschließlich an Rettungsdienste, medizinische und öffentliche Einrichtungen, nicht aber an Privatpersonen und gewerbliche Kunden.

Die Firma Bott wiederum bietet zur Bekämpfung der Ausbreitung von COVID-19 jetzt eine neue mobile Hygienestation unter dem Namen „bott Care Point“ an. Der Waschtisch hilft bei der Einhaltung hoher Hygieneanforderungen und lässt sich in Betrieben aller Art flexibel einsetzen.

Der bott Care Point mit Wasseranschluss, Papierrollenhalter und Ablagen unterstützt Mitarbeiter bei den Hygienemaßnahmen. | Foto: Bott
Der bott Care Point mit Wasseranschluss, Papierrollenhalter und Ablagen unterstützt Mitarbeiter bei den Hygienemaßnahmen. | Foto: Bott

Der Spezialist für Berufsbekleidung, CWS-boco, hat auf die Pandemie mit einem neuen Full-Service reagiert, um die Verfügbarkeit von Hygienemasken zu verbessern: Unternehmen erhalten regelmäßig Hygienemasken – die getragenen werden abgeholt, in den eigenen Wäschereien hygienisch korrekt gewaschen und wieder geliefert. Die CWS Gruppe hat darüber hinaus über 3.000 Arbeitskleidungsartikel an die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) gespendet, die sie an die hessenweite COVID-Koordinierungscenter und an ihre Corona-Schwerpunktpraxen verteilen will.

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Viele weitere Unternehmen haben gespendet, Produktionsstraßen umfunktioniert oder Neuland betreten. Der britische Baumaschinenhersteller JCB ist gar in die Produktion von Metallgehäusen für Beatmungsgeräte eingestiegen und hat dafür ein aufgrund der Corona-Krise geschlossenes Werk wieder geöffnet.

Und ein Vermieter von Arbeitsbühnen und Teleskopstapler, Riwal, hilft jetzt dabei, dass Familien ihre Verwandten in Pflegeheimen trotz des Besuchsverbots in den Niederlanden sehen und mit ihnen sprechen können. Die Idee hinter dem Projekt „Wave to Family“ ist, dass Besucher per Hubarbeitsbühne von außen an die Fenster der Bewohner mit den nötigen Sicherheits- und Abstandsvorgaben gehoben werden. Alle eingesetzten Scheren- oder Auslegerbühnen verfügen über eine Plattform mit mindestens 2,5 m Breite, sodass auch der Abstand zwischen dem Bediener und dem Besucher gewährleistet ist.

Riwal hebt Besucher von Altenpflegeheimen in den Niederlanden in die Höhe. | Foto: Riwal
Riwal hebt Besucher von Altenpflegeheimen in den Niederlanden in die Höhe. | Foto: Riwal
Und für alle, die mit Kindern in ihren eigenen vier Wänden arbeiten, hat das Team der Berliner Seilfabrik die Aktion „Bewegung für die Finger“ auf die Beine gestellt. Jede Woche versendet der Spielgeräte-Hersteller ein Wimmelbild zum Runterladen, Ausdrucken und Ausmalen. Diese und weitere Aktionen, wenn sie auch aus der Not entstanden sind, haben gezeigt, was möglich ist. Das betrifft auch die Bemühungen, Lieferketten aufrechtzuerhalten. Das Unternehmen Schwab Rollrasen zum Beispiel ist mitten in der Hochsaison und vermeldet dank aufeinander abgestimmter Prozesse volle Lieferfähigkeit. Der Rasen ist nach wie vor binnen 48 Stunden geerntet, ausgeliefert und bereit zum Verlegen. Bestellt werden kann telefonisch, per Mail oder über den Webshop, in dem neben Rollrasen auch Zubehör und Dünger angeboten werden. Lediglich eine Selbstabholung direkt vor Ort ist aktuell nicht möglich.
„Heute bestellt, morgen geliefert und verlegt“: Das Prinzip Just-in-Time hat man bei Schwab Rollrasen perfektioniert und aus der „verderblichen Ware“ Rasen ein schnell verfügbares und versandfähiges Qualitätsprodukt gemacht. | Foto: Schwab Rollrasen
„Heute bestellt, morgen geliefert und verlegt“: Das Prinzip Just-in-Time hat man bei Schwab Rollrasen perfektioniert und aus der „verderblichen Ware“ Rasen ein schnell verfügbares und versandfähiges Qualitätsprodukt gemacht. | Foto: Schwab Rollrasen
Der Bagger-Ausrüster Lehnhoff arbeitet ebenfalls unter Volllast und setzt auf eine intelligente und doppelte Bevorratung. Das Unternehmen mit Sitz in Baden-Baden bereitet sich auf eine schnelle Lieferung der gängigsten Schnellwechsler und Baggerlöffel nach dem Shutdown vor. Noch floriere die Bauwirtschaft, doch unkalkulierbar blieben die Lieferketten: „Unsere Erstausrüster – wie etwa Takeuchi, Kubota, Wacker Neuson oder Komatsu –, und Händler wissen nicht, wie und wann es weitergeht. Wir hoffen, dass der Neustart noch vor der GaLaBau gelingt. Dann wollen wir schnell lieferfähig sein“, so Lehnhoff-Vertriebsleiter Michael Linke und Rainer Matz, Marketingleiter, Mitte April.

Bei den Baggerlöffeln nutzt Lehnhoff zur intelligenten Bevorratung zwei Optionen. „Zum einen halten wir im Lager Gleich-Teile, aber auch Varianten-Teile in Baugruppen vor. Kommt der Auftrag, konfektionieren wir das Endprodukt, das als „Express-Baggerlöffel“ versendet wird“, sagt Produktionsleiter Frank Spengler. Topseller wie etwa Tief- oder Grabenräumlöffel für Mini- und Kompaktbagger habe man immer vorrätig. Frank Spengler: „Wir haben eine hohe Fertigungstiefe und kaufen nur wenige Komponenten dazu. Das macht uns hochflexibel. Wir produzieren auch kleinste Stückzahlen.“

Lehnhoff-Marketingleiter Rainer Matz: „Wir nutzen die Phase, um die Produktion voll am Laufen zu halten und Lagerbestände intelligent aufzubauen.“ | Foto: Lehnhoff
Lehnhoff-Marketingleiter Rainer Matz: „Wir nutzen die Phase, um die Produktion voll am Laufen zu halten und Lagerbestände intelligent aufzubauen.“ | Foto: Lehnhoff

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