„Als grüne Branche tragen wir besondere Verantwortung“

Der europäische GaLaBau-Riese Idverde zieht ein Jahr nach dem Einstieg auf dem deutschen Markt eine Zwischenbilanz. Und zwar in einer bewegten Zeit zwischen Klimawandel, Pandemie und politischen Spannungen. Mit Jan Jörgenshaus, CEO des Unternehmens in Deutschland, sprachen wir über Herausforderungen im Garten- und Landschaftsbau, Nachwuchskräfte – und wo hierzulande noch Nachholbedarf besteht.

Idverde sieht Nachholbedarf beim Klimaschutz
Baut das Deutschlandgeschäft von Idverde aus und sucht passende Partner: Jan Jörgenshaus. | Foto: Idverde

B_I: Herr Jörgenshaus, seit einem Jahr engagiert sich Idverde auf dem deutschen Markt. Was hat Sie bisher positiv überrascht, was haben Sie sich einfacher vorgestellt?

Jörgenshaus: Im vergangenen Jahr sind wir mit Idverde in Deutschland auf viele offene Ohren gestoßen. Überrascht hat mich das nicht, aber es ist natürlich schön zu sehen, dass unser Konzept eine attraktive Lösung für viele GaLaBau-Betriebe darstellt. Eine Herausforderung und gleichzeitig einer der größten Gewinne für die Gruppe ist die Vielseitigkeit und Individualität der Mitgliedsunternehmen. Schließlich bringt jedes Unternehmen eine eigene Kultur und Tradition mit in das Netzwerk, die wir fördern aber auch sinnvoll mit anderen Mitgliedern verknüpfen wollen.

B_I: Wo besteht hierzulande in der grünen Branche noch dringend Nachholbedarf?

Jörgenshaus: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – wie zum Beispiel Dänemark – wird deutlich, dass Deutschland in Bezug auf innovative Lösungen vor allem in Hinblick auf Klima- und Umweltschutz noch nachziehen kann. Dazu gehört auch, Grünflächen, Fassaden- und Dachbegrünung als essenzielle Bestandteile nachhaltiger Stadtentwicklung zu betrachten.

B_I: Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf den GaLaBau zukommen?

Jörgenshaus: Wir leben in einer bewegten Zeit zwischen Klimawandel, Pandemie und politischen Spannungen. Diese gesellschaftlichen Themen und ihre Auswirkungen beschäftigen den GaLaBau genauso wie viele andere Branchen auch. Wichtig ist es dabei, die Relevanz und den Stellenwert des eigenen Tuns nicht aus dem Blick zu verlieren. Der GaLaBau ist und bleibt ein starker Treiber für eine lebenswerte und grüne Zukunft. Das gilt es zu unterstreichen und vor allem jungen Menschen und potenziellen Nachwuchskräften näher zu bringen.

B_I: Wie lassen sich junge Nachwuchskräfte für den GaLaBau gewinnen und dann auch in den Betrieben halten?

Jörgenshaus: Im GaLaBau kann man gestalten – ganz konkret und im übertragenen Sinne. Das müssen wir als Branche mehr betonen. Denn wir gestalten nicht nur in den einzelnen Projekten, sondern auch zukünftige Gemeinde- und Stadtbilder aktiv mit. Außerdem bietet die Branche die Möglichkeit, die eigene Karriere sehr bewusst zu gestalten. Als Arbeitgeber müssen wir diese Chancen und Perspektiven deutlicher machen. Bei Idverde bieten wir beispielsweise Weiterbildungs- und Spezialisierungsangebote in einem internationalen Unternehmen. Wir erschließen laufend neue Geschäftsfelder. Da ist Raum, um zu wachsen – auch mit der steigenden Anzahl der Mitgliedsunternehmen. Sie geben die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Stationen zu wechseln, sei es aus privaten Gründen oder weil sich woanders eine spannende Aufgabe abzeichnet. Die Verwirklichung im Handwerk und die Arbeit an Themen wie Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zeigen die Vielfalt des Berufsfeldes. Das ist für die junge Generation attraktiv.

B_I: Welche Anforderungen stellen Sie an angehende Landschaftsgärtner?
Jörgenshaus: Wir wünschen uns von all unseren Mitarbeitenden Motivation, fachliches Interesse und Lust, sich selbst und Idverde kontinuierlich weiterzuentwickeln. Denn wir sind auf Wachstumskurs. Dabei sind unterschiedliche Typen immer willkommen. Vielfalt ist nicht nur bei den Mitgliedsunternehmen, sondern auch innerhalb unserer Teams ein absolutes Qualitätsmerkmal. Mit Überzeugung und ganzem Herzen dabei zu sein, das zählt für uns.

B_I: Wie würden Sie die Unternehmensphilosophie beschreiben?
Jörgenshaus: Bei Idverde erwecken wir gemeinsam Visionen für eine nachhaltigere Zukunft zum Leben. Mit Fachkompetenz und höchster Qualität haben wir immer die besten Lösungen für unsere Auftraggeber im Blick. Als Unternehmen verbinden wir die gelebten Werte des Mittelstandes mit der Innovationskraft einer internationalen Gruppe. Das macht Idverde für mich besonders. Dabei haben wir den Anspruch, Vorreiter unserer Branche zu sein. Wir bauen ein bundesweites Experten- und Niederlassungsnetzwerk auf und wollen GaLaBau-Betriebe und Fachkräfte für uns begeistern.

B_I: Welche Rolle spielen Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit in der Unternehmensgruppe?

Jörgenshaus: Die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit treiben nicht nur Idverde Deutschland, sondern die gesamte Gruppe um. Die Zukunft unseres Planeten ist schließlich keine Frage des Landes, sondern eine Aufgabe, die wir gemeinsam bewältigen müssen. Als grüne Branche tragen wir eine besondere Verantwortung und gestalten Natur und Umwelt aktiv mit. Deshalb ist es in diesem Bereich besonders wichtig, voneinander zu lernen, Kompetenzen auszutauschen und voranzugehen. Um das zu tun, arbeitet Idverde an einer Nachhaltigkeitsstrategie und setzt sich in einer gruppenübergreifenden Task Force intensiv mit unseren Handlungsfeldern auseinander.

B_I: Wie sehr beeinträchtigen das Unternehmen die Auswirkungen von Ukraine-Krieg, Preissteigerungen und Lieferengpässen?

Jörgenshaus: Der Ukraine-Krieg macht mich nicht nur persönlich betroffen, sondern beeinflusst natürlich auch unsere Arbeit. Wir sind als starkes Netzwerk jedoch gut aufgestellt, um diese Herausforderungen aktuell gut zu bewältigen.

B_I: Herr Jörgenshaus, wie lautet Ihr Wunsch für Idverde Deutschland?
Jörgenshaus: Ich wünsche mir, dass wir auf das stabile Fundament, das wir im ersten Geschäftsjahr geschaffen haben, aufbauen können. Aktuelle Gespräche stimmen mich zuversichtlich, dass 2022 für Idverde noch einiges bereithält. Seien es neue Mitgliedsunternehmen, spannende Talente oder unsere erste Teilnahme als Aussteller bei der GaLaBau Messe in Nürnberg.

B_I: Herr Jörgenshaus, vielen Dank für das Gespräch.

Entwerfen, Erschaffen und Erhalten von Garten- und Landschaftsanlagen

Die Idverde-Gruppe mit Hauptsitz im französischen Levallois-Perret wurde 2014 gegründet. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 850 Millionen Euro. Als Kerngeschäft bezeichnet das Unternehmen das Entwerfen, Erschaffen und Erhalten von Garten- und Landschaftsanlagen sowie grünen Lebens- und Wohlfühlräume. So unterstützt idverde bei der strategischen Stadtplanung, gestaltet und betreut Außen- und Innenanlagen nahezu jeder Art wie Parks, Firmengelände, Sport- und Spielplätze, Freizeitanlagen, Einkaufszentren, Verkehrsbau- und Infrastrukturprojekte oder Innenraum-, Fassaden- und Dachbegrünungen. Die Gruppe ist in Frankreich, Niederlande, England, Dänemark, Schweiz und Deutschland vertreten. Es sind mehr als 150 Niederlassungen mit über 8.000 Mitarbeitern. Auf dem deutschen Markt ist Idverde seit April 2021 aktiv. Hierzulande gehören zwei Mitglieder zum Netzwerk: die Jörg Seidenspinner Garten- und Landschaftsbau GmbH (Stuttgart) und die Landscape Garten- und Landschaftsbau GmbH (Mainz). Nach Unternehmensangaben laufen weitere Gespräche.

Partner für das Idverde-Netzwerk

Jan Jörgenshaus ist Deutschland-Geschäftsführer von Idverde – laut Unternehmensangaben Europas führender Anbieter für Garten- und Landschaftsbau. Der gelernte Diplom-Kaufmann war seit 2015 als verantwortlicher Direktor in der Energietechnik und Versorgungsinfrastruktur tätig. In seiner letzten Funktion verantwortete er über 30 Standorte mit 1.200 Mitarbeitern. Seit 2020 baut Jörgenshaus das Deutschlandgeschäft von Idverde auf und etabliert das Serviceportfolio in der Bundesrepublik. Dafür sucht er nach passenden Partnern für das internationale Netzwerk des Konzerns. Als Vorteile für Mitgliedsbetriebe nennt er zum Beispiel ein geringeres unternehmerisches Risiko, Synergien im kaufmännischen Bereich sowie „attraktive Großaufträge und Wachstumschancen“. Es gibt demnach bei Idverde unterschiedliche Modelle der Mitgliedschaft.

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