Die Vorteile der Flüssigbodentechnologie haben sich bei immer mehr Auftraggebern, nicht zuletzt bei den Betreibern von Kanalnetzen, herumgesprochen. Gerade bei Tiefbauarbeiten im innerstädtischen Bereich mit dicht angrenzender Bebauung und mit querenden Leitungen im Untergrund verursacht die ordnungsgemäße Verdichtung der konventionellen Verfüllbaustoffe häufig erhebliche Probleme. Das Risiko von Schäden durch Erschütterungen und Setzungen an Gebäuden wie auch an der unter- und oberirdischen Infrastruktur ist oftmals groß und kaum zu vermeiden. Hier spielen die zeitweise fließfähigen, selbstverdichtenden Verfüllbaustoffe ihren ersten großen Trumpf aus: Mit ihnen lässt sich ohne den Eintrag von Verdichtungsenergie eine lückenlos optimale Bettung von Rohren und Leitungen sowie ein kraftschlüssiges Verfüllen von Gräben und Baugruben sicherstellen.
WeVo-Anlage: Neues Flüssigboden-Angebot für Norddeutschland
Zu der neuen Flüssigbodenanlage von WeVo gehören drei Silos, zwei sind mit Compound befüllt, das dritte enthält Zement. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Wiederverwendung von Bodenaushub

Der zweite Trumpf dieser Technologie betrifft den Bodenaushub. Immer knapper werdende Entsorgungsmöglichkeiten und steigende Deponiekosten entwickeln sich bei Tiefbaumaßnahmen für Auftraggeber wie für die ausführenden Unternehmen zu einem schnell wachsenden Problem. Die von WeVo eingesetzte Technik ermöglicht es, vor Ort anfallenden Boden zu Flüssigboden aufzubereiten und – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft – als Verfüllbaustoff wieder einzubauen. Dies ist selbst mit schadstoffbelasteten Böden technisch und abfallrechtlich möglich.

Der Einsatz von Flüssigböden ist keine neue Technologie. Um flächendeckend und in großem Stil eingesetzt zu werden ist jedoch die regionale Verfügbarkeit eine unabdingbare Voraussetzung. Und hier greift oftmals das Henne-Ei-Prinzip: Wo kein Angebot, da entsteht keine Nachfrage und wo keine Nachfrage ist die Bereitschaft, in neue Technik zu investieren, gering.

Die Anlage hat eine technische Besonderheit: Sie kann auch gebrauchte Bentonitsuspensionen mitverarbeiten, wie sie bei Horizontalspülbohrungen oder Rohvortrieben anfallen und die immer schwieriger und kostenaufwändiger zu entsorgen sind. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Die Anlage hat eine technische Besonderheit: Sie kann auch gebrauchte Bentonitsuspensionen mitverarbeiten, wie sie bei Horizontalspülbohrungen oder Rohvortrieben anfallen und die immer schwieriger und kostenaufwändiger zu entsorgen sind. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Bei Wevo ist man jedoch von der Flüssigbodentechnologie überzeugt. Vor anderthalb Jahren kaufte das Unternehmen eine Kompaktanlage, mit der mobil kleinere Mengen Flüssigboden direkt auf der Baustelle mit dem dort anfallenden Bodenaushub hergestellt werden können. „Der Platzbedarf dieser Anlage ist sehr gering“, sagt Bauleiter Henning Eckardt. „Wir mischen innerhalb von wenigen Minuten Chargen von einem Kubikmeter an und bauen den Flüssigboden wieder in den Rohrgraben und in Kopflöcher ein.“ Diese Technik sei eine ideale Ergänzung zur grabenlosen oder punktuellen Kanalsanierung, beides Spezialitäten im Leistungsangebot von WeVo.

Die Kompaktanlage für den Eigenbedarf war für das Büdelsdorfer Unternehmen der Einstieg in die Flüssigbodentechnologie und die bisherigen Erfahrungen waren gut. Vor dem Hintergrund immer knapper werdender Deponiekapazitäten und steigender Entsorgungskosten für Bodenaushub auf der einen und knapper werdender Ressourcen von Primärrohstoffen wie Sand und Kies auf der anderen Seite entschied sich WeVo, das Flüssigbodenengagement weiter auszubauen.

Für die Verfüllung der Kellerräume des alten Kesselhauses auf dem Gelände des Bundeswehrkrankenhauses in Hamburg Barmbek wurden 4500 Kubikmeter Flüssigboden benötigt. | Foto: Henning Eckardt
Für die Verfüllung der Kellerräume des alten Kesselhauses auf dem Gelände des Bundeswehrkrankenhauses in Hamburg Barmbek wurden 4500 Kubikmeter Flüssigboden benötigt. | Foto: Henning Eckardt

Premiere in Hamburg

„Wir wollen dieses Bauverfahren in Norddeutschland weiter nach vorne bringen“, sagt WeVo-Geschäftsführer Jens van der Walle. Um das Angebot zu stärken habe sich das Unternehmen zu der Investition in eine semimobile Flüssigbodenanlage des Herstellers RSS aus Leipzig entschlossen, die im Herbst 2020 in Hamburg ihren ersten Einsatz absolvierte.

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Auf dem Gelände des Bundeswehrkrankenhauseses im Stadtteil Barmbek soll im Rahmen umfangreicher Baumaßnahmen ein altes Kesselhaus einer neuen Logistikfläche weichen. Dieses Gebäude ist mit teilweise verzweigten Räumlichkeiten bis zu 6 Meter tief unterkellert. Wegen der dicht angrenzenden Bebauung entschloss sich die Bundesbauverwaltung als Auftraggeber aus statischen Gründen, die Kellerräume komplett bis dicht unter die Geländeoberkante mit 4500 Kubikmetern selbstverdichtendem Flüssigboden zu verfüllen. Andernfalls hätten die Außenwände des Kellergeschosses bei den bevorstehenden Abbrucharbeiten aufwändig gesichert werden müssen, um ein statisches Versagen der 6 m hohen Kellerwände und dem daraus resultierenden Einsturz der Baugrube einhergehend mit dem Verlust der Standsicherheit der angrenzenden Bebauung zu verhindern.

Der Flüssigboden wurde mit einer Betonpumpe in die Kellerräume gefördert. | Foto: Henning Eckardt
Der Flüssigboden wurde mit einer Betonpumpe in die Kellerräume gefördert. | Foto: Henning Eckardt
Den Auftrag für diese Maßnahme erhielt die Firma WeVo nach einer öffentlichen Ausschreibung. Der Flüssigboden wurde vor Ort auf dem Klinikgelände mit der neuen, kurz zuvor gekauften Anlage hergestellt. Der ursprüngliche Plan war, den kiesigen, leicht belasteten auf den Klinikbaustellen anfallenden Aushubboden für die Herstellung des Flüssigbodens zu nutzen. Dies musste allerdings zum großen Teil durch den Verzug von Abbrucharbeiten an Gebäuden geändert werden. 250 bis 300 Kubikmeter Flüssigboden wurden pro Tag hergestellt. „Das hätten wir mit dem Bodenaushub von der Baustelle nicht geschafft, weil die Koordination zwischen Abbruch- und Aushubarbeiten und dem Bedarf an Flüssigboden schwierig geworden wäre und den knappen Zeitplan durcheinandergeworfen hätte“, sagt Henning Eckardt. Deshalb fiel die Entscheidung, hier mit angeliefertem Füllboden zu arbeiten.
Auch enge Gänge der verzweigten Kellerräume wurden hohlraumfrei mit dem fließfähigen Baustoff verfüllt. | Foto: Henning Eckardt
Auch enge Gänge der verzweigten Kellerräume wurden hohlraumfrei mit dem fließfähigen Baustoff verfüllt. | Foto: Henning Eckardt

Vom Selbstversorger zum regionalen Anbieter

Mit der neuen Anlage wird WeVo vom Selbstversorger zum regionalen Anbieter von Flüssigboden in Schleswig-Holstein. Geplant ist, die Anlage an einem geeigneten Ort im Kieler Umland zu stationieren und von dort aus, auch Fremdunternehmen, mit dem zu Flüssigboden aufbereiteten Boden die Baustellen im Einzugsbereich der Anlage zu beliefern. Die Standortsuche läuft noch, soll aber demnächst entschieden werden. „Ein geeignetes Gelände zu finden, das auch die Voraussetzungen für die Betriebsgenehmigung einer solchen Anlage mitbringt, ist jedoch nicht so ganz einfach“, so Henning Eckardt. Für große Projekte, so wie in Hamburg, kann die Anlage auch transportiert und vor Ort aufgebaut werden.

Die Flüssigbodentechnologie hat also im Norden einen neuen Anbieter hinzugewonnen. Mit der ausgeweiteten Verfügbarkeit können Planer und Bauherren bei ihren Projekten dieses Verfahren mit seinen Vorteilen vermehrt in ihre Überlegungen einbeziehen.


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