Studie warnt vor Kollaps des sozialen Wohnungsmarkts

Eine neue Wohnungsbau-Studie hat für dieses Jahr ein Wohnungsdefizit von über 700.000 Wohnungen ermittelt. Vor allem der soziale Wohnungsbau ist betroffen. Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft, Sozial- und Bauverbänden fordert deshalb Bund und Länder auf, einen 50 Milliarden schweren Sonderfonds für soziales Wohnen zu schaffen.

Wohnungsbau-Studie warnt vor Kollaps des sozialen Wohnungsmarkts
Geförderter Wohnungsbau in Kiel: Beim sozialen Wohnungsbau müssen Bund und Länder jetzt Gas geben. Als Vorbild gilt das Land Schleswig-Holstein, wo die Bearbeitung von Förderanträgen nur vier Wochen dauert. | Foto: Big-Bau

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Das Bündnis „Soziales Wohnen“ warnte heute vor einer „neuen und in ihrer Dimension beängstigenden Sozialwohnungsnot“ in diesem Jahr. Nachdem im vergangenen Jahr nur 20.000 Sozialwohnungen gebaut wurden, steht der sozialen Wohnungsmarkt jetzt vor dem Kollaps. Sollen noch bis zum Ende der Legislaturperiode der Bau von insgesamt 400.000 neuen Sozialwohnungen erreicht werden, wie die Bundesregierung versprochen hat, so sind dafür innerhalb der nächsten zwei Jahre 50 Milliarden Euro nötig, hieß es von dem Bündnis. Davon müsse der Bund so schnell wie möglich mindestens 38,5 Milliarden Euro aufbringen. Zum Bündnis „Soziales Wohnen“ gehören der Deutsche Mieterbund (DMB), die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) sowie die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP). Weitere Bündnispartner sind die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) sowie der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB).

Studie schlägt Alarm: Rekord-Wohnungsnot droht

Grundlage der Forderung nach einem Sonderfonds ist eine aktuelle Wohnungsbau-Studie des Pestel-Instituts, Hannover, und des Kieler Bauforschungsinstitut ARGE, die das Bündnis in Auftrag gegeben hat. Danach droht bereits in diesem Jahr eine Wohnungsnot in Rekordhöhe. Schon jetzt gebe es einen Rekord-Wohnungsmangel, sagte Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts: Mit über 700.000 fehlenden Wohnungen sei es „das größte Wohnungsdefizit seit mehr als zwanzig Jahren. Bei den bezahlbaren Wohnungen wird das ohnehin schon massive Versorgungsloch immer größer; bei den Sozialwohnungen ist es längst ein Krater“. Durch die hohe Zuwanderung werde sich das Defizit noch erheblich ausweiten. Zugleich brauche Deutschland eine starke Zuwanderung, so Günther, aber: „Zu teures Wohnen führt nicht dazu, dass mehr Zuwanderer zu uns kommen.“

Bauen und Wohnen wird immer teurer

Derweil ist der Wohnungsbau eingebrochen, das Bauen wird immer teurer. Von einem „dramatischen Kostensprung“ in den letzten zwanzig Jahren beim Wohnungsneubau spricht Prof. Dietmar Walberg, Institutsleiter der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) in Kiel. Nach seiner Prognose werden die Kosten beim Neubau bis Mitte dieses Jahres nahezu zweieinhalb Mal so hoch sein wie noch im Jahr 2000 – das ist eine Steigerung von 148 Prozent. Der Neubau einer Mietwohnung kostet in einer Großstadt nach seiner Berechnung heute durchschnittlich fast 4.900 Euro für einen Quadratmeter Wohnfläche inklusive Grundstück. „Damit haben wir uns deutlich aus dem Bereich geschossen, der den freifinanzierten Neubau überhaupt noch möglich macht“, so Walberg. Der Leiter der ARGE hatte schon im letzten Jahr vor einer sozialen Schere im Wohnungsbau gewarnt.

"Die Baupreise steigen mehr als doppelt so viel wie die Inflationsrate." Prof. Dietmar Walberg, ARGE Kiel, bei einer Online-Pressekonferenz des Bündnisses  "Soziales Wohnen" | Foto: B_I MEDIEN
"Die Baupreise steigen mehr als doppelt so viel wie die Inflationsrate." Prof. Dietmar Walberg, ARGE Kiel, bei einer Online-Pressekonferenz des Bündnisses "Soziales Wohnen" | Foto: B_I MEDIEN

Weitere Maßnahmen für mehr sozialen Wohnungsbau

Die Förderung für den sozialen Wohnungsbau müsse komplett neu aufgestellt werden, so das Bündnis. Um hier für eine Belebung zu sorgen, müsse dem Neubau von Sozialwohnungen Priorität eingeräumt werden. Dazu müsse zunächst die Mehrwertsteuer für den sozialen Wohnungsbau von 19 auf 7 Prozent abgesenkt werden. Auch Förderanträge müssten deutlich schneller bearbeitet werden, ähnlich wie in Schleswig-Holstein, wo die Bearbeitung eines Förderantrags für den Bau von Sozialwohnungen in der Regel nicht länger als vier Wochen dauere.

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Zudem müsse es das Ziel sein, den Bau von Sozialwohnungen deutlich zu erleichtern. Dazu schlägt das Bündnis ein Sonderprogramm vor, mit dem sich regulärer Mietwohnungsbau in sozialen Wohnungsbau umwandeln lasse, also aus geplanten, aber noch nicht fertig gebauten Wohnhäusern geförderte Sozialwohnungen entstehen. Grundsätzlich sei zu überdenken, wieviel der Klimaschutz dem Staat beim Neubau wert sei.


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