Wie steht es um die Nachhaltigkeit in Privatgärten?

Beschränken sich herkömmliche Garten-Apps oft auf Umweltaspekte, soll „GardenUp“ dort ganzheitlich die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit ermitteln. Entwickelt wurde sie von einem Team der Hochschule Geisenheim und einer Digitalagentur. Zur Zielgruppe gehören Privatleute ebenso wie Profis aus dem Garten- und Landschaftsbau.

Wie die GardenUp-App die Nachhaltigkeit im Garten misst
Nachhaltigkeit messen und verbessern: Die App „GardenUp" lässt sich im eigenen Garten nutzen. | Foto: Hochschule Geisenheim
In Deutschland gibt es derzeit etwa 17 Millionen Privatgärten, die rund zwei Prozent der Gesamtfläche ausmachen. Zum Vergleich: 6,5 Prozent der Gesamtfläche sind Naturschutzgebiete. Privatgärten bieten also zunächst einmal ein enormes ökologisches Potenzial. Studien zeigen, dass private Gärten einen wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten können, aber auch als Retentions- und Versickerungsfläche für Regenwasser dienen. Gleichwohl ist aus der Praxis bekannt, dass viele Menschen eher pflegeleichte und artenarme Gärten bevorzugen und auch Schottergärten sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen. Vielerorts wurden Schottergärten bereits gesetzlich verboten, um diesen ökologisch bedenklichen Trend entgegenzuwirken.

Darüber hinaus gibt es immer wieder Berichte über unsachgemäßes Pflanzenschutz- oder Gießverhalten von privaten Gärtnerinnen und Gärtnern. All dies deutet darauf hin, dass Gärten eine wichtige ökologische Funktion haben können, aber derzeit noch viel Verbesserungspotenzial im Verhalten von privaten Gärtnerinnen und Gärtnern besteht.

Was private Gärten bewirken können

Auch wenn man bei Nachhaltigkeit im Garten zunächst an ökologische Aspekte denkt, haben private Gärten auch eine wichtige soziale und ökonomische Dimension. Im sozialen Bereich tragen private Gärten nachweislich zur psychischen und physischen Gesundheit bei, sie dienen als Ort der Ruhe und als Treffpunkt für Freude und Familie. Gerade während der Pandemie wurde die soziale Bedeutung privater Gärten besonders deutlich: Menschen mit Gärten konnten sich frei und ohne Vorschriften draußen bewegen.

Eine Studie der Hochschule Geisenheim University ergab, dass Menschen mit Garten im Frühjahr 2020 und 2021 durchschnittlich zwischen 16 und 17 Stunden pro Woche allein im eigenen Garten verbrachten. Zum Vergleich: Menschen ohne Garten hielten sich durchschnittlich lediglich sieben bis acht Stunden wöchentlich im Grünen auf, zum Beispiel in Parks oder im Wald. Auch deshalb haben Menschen mit Garten die Pandemie gesundheitlich deutlich besser überstanden als Menschen ohne Garten.

Über die ökonomische Dimension von deutschen Privatgärten ist wissenschaftlich bislang nahezu nichts bekannt. Hier geht es zum Beispiel um Fragen der Energienutzung, des nachhaltigen Einkaufs oder des effizienten Einsatzes von Zeit und Geld im Garten. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es gut erwiesen ist, dass Privatgärten einen wichtigen Beitrag zu Nachhaltigkeit leisten können. Aber über den Status Quo der Nachhaltigkeit in deutschen Privatgärten ist derzeit wenig Genaues bekannt. Diese Lücke will die kostenlose App „GardenUp“ der Hochschule Geisenheim University nun schließen.

So funktioniert „GardenUp“

Anzeige der Nachhaltigkeit des eigenen Gartens. | Foto: Snoopmedia
Anzeige der Nachhaltigkeit des eigenen Gartens. | Foto: Snoopmedia

Die Professur für Gartenbauökonomie hat in Zusammenarbeit mit der Bonner Digitalagentur Snoopmedia die iPhone-App „GardenUp“ entwickelt. Während sich herkömmliche Garten-Apps meist nur auf Umweltaspekte beschränken, ermittelt „GardenUp“ mittels eines eigens entwickelten Algorithmus ganzheitlich die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit eines Gartens. In einem ersten Schritt beantworten die Teilnehmenden eine Reihe von Fragen zum Ist-Zustand ihres Gartens. Zum Beispiel zur Größe der verschiedenen Flächen, zur Anzahl der Bäume und Sträucher etc. Anschließend erhalten die Teilnehmenden einen Überblick über wichtige Aspekte der Struktur ihres Gartens, wie zum Beispiel den Anteil versiegelter Flächen im Garten oder die Größe potenzieller Ruhe- und Futterplätze für Vögel und Insekten.

In einem zweiten Schritt wird ermittelt, wie nachhaltig sich die Gärtnerinnen und Gärtner in ihrem Garten verhalten. Hier geht es zum Beispiel darum, ob der Garten als sozialer Treffpunkt genutzt wird, wie und wann gegossen wird oder inwieweit beim Kauf von Gartenzubehör auf Nachhaltigkeit geachtet wird. Für jeden der drei Bereiche – ökologisch, sozial und ökonomisch – wird ein Level ermittelt, der den Teilnehmenden zeigt, wie nachhaltig ihr Garten derzeit ist. Um diese „Scores“ zu verbessern, können Maßnahmen umgesetzt werden, die auf den jeweiligen Garten zugeschnitten sind. Zu jeder Maßnahme gibt es wichtige Hintergrundinformationen und Anleitungen, um die Umsetzung zu erleichtern.

App für Privatpersonen und GaLaBau-Profis

Primäre Zielgruppe der App sind Privatpersonen – nur sie können zum Beispiel Fragen zur Gartennutzung beantworten. Aber auch Profis aus dem Garten- und Landschaftsbau können ihren Kundinnen und Kunden in bestimmten Fällen weiterhelfen, insbesondere im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit. Zum Beispiel, wenn es darum geht, die Gartenstruktur zu erfassen oder besonders geeignete Maßnahmen für die Umsetzung im Garten zu identifizieren und den Garten nachhaltig weiterzuentwickeln.

Mittelfristig soll „GardenUp“ um verschiedene neue Funktionen erweitert werden. Dazu gehört die Einbindung von Klima- und Geodaten, um die Vorschläge und Tipps noch besser an die individuellen Gegebenheiten im Garten anzupassen. Das iPhone bietet spezielle Kamerafunktionen, die in einer zukünftigen Version der App genutzt werden sollen, um 3D-Modelle erstellen zu können. Auch der Austausch zwischen den Teilnehmenden soll in Zukunft möglich sein.

Erste Zahlen aus der Garten-Community

Das „GardenUp"-Team der Hochschule Geisenheim: Kai Sparke (von links), Luisa Pizzini, Mira Lehberger und David Weinrich. | Foto: Hochschule Geisenheim
Das „GardenUp"-Team der Hochschule Geisenheim: Kai Sparke (von links), Luisa Pizzini, Mira Lehberger und David Weinrich. | Foto: Hochschule Geisenheim

Die App ist seit Mitte Juni 2023 verfügbar und findet bereits ersten Anklang in der Garten-Community. Die App wird bisher hauptsächlich von Personen mit Hausgärten genutzt, wobei auch Personen mit Kleingärten oder anderen Gärten die App nutzen können. Etwa 75 Prozent der derzeitigen Teilnehmenden leben in Städten, die übrigen in ländlichen Gemeinden. Etwa ein Viertel der Gartenfläche unserer Teilnehmenden ist versiegelt. Die durchschnittliche Grünfläche beträgt etwa 540 Quadratmeter, wobei wir sowohl kleine Gärten mit weniger als 20 Quadratmeter Grünfläche als auch große Gärten mit über 2000 Quadratmeter Grünfläche in der Stichprobe haben.

Im Durchschnitt steht ab einer Fläche von rund 160 Quadratmetern ein Baum mit über fünf Metern Höhe und ab etwa 100 Quadratmetern Gartenfläche ein Baum mit unter fünf Metern Höhe im Garten. Zusätzlich ermitteln wir die offene Bodenfläche, die wir als besonders geeignet für kurzfristige Verbesserungsmaßnahmen ansehen. Hier geben die Teilnehmenden an, dass derzeit im Schnitt fünf Prozent der Gartenfläche offen sind.

Wie der GaLaBau hilfreich ins Spiel kommt

In Bezug auf ökologisch nachhaltiges Handeln stechen derzeit zwei Themen etwas heraus: Zum einen das nachhaltige und sparsame Gießen. Nur 16 Prozent der Teilnehmenden nutzen Tröpfchenbewässerung und 72 Prozent bewässern ihre Pflanzen abends oder tagsüber. Hier kann viel Wasser gespart werden und der Garten- und Landschaftsbau sollte seine Kundinnen und Kunden entsprechend beraten.

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Das zweite Thema ist das Angebot an Mulden im Allgemeinen und an Lehmmulden im Besonderen. Mulden sind in den wenigsten Gärten zu finden, obwohl sie zum Beispiel zur Versickerung von Regenwasser und zur Strukturvielfalt im Garten beitragen können. Auch hier können Profis ihre Kundinnen und Kunden beraten und somit mit kleinen, einfachen Mitteln unter anderem zur Biodiversitätsförderung beitragen. Mit ihrem Launch im Juni befindet sich die App noch im Anfangsstadium, so dass die bisherigen Ergebnisse als vorläufig zu betrachten sind.

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