Schlauchliner-Qualität auf Sechs-Jahres-Tief

Zum 17. Mal hat das IKT seinen jährlichen LinerReport vorgelegt. Darin flossen die Prüfergebnisse von insgesamt 2.613 Schlauchliner-Proben ein, die im Jahr 2020 in der IKT-Prüfstelle geprüft worden waren. Das sind elf Prozent mehr als im Vorjahr – ein Hinweis darauf, dass es der Sanierungsbranche im letzten Jahr trotz Corona-Pandemie gut ging. Doch: Jeder achte Schlauchliner erfüllt mindestens ein Prüfkriterium nicht.

Um in den IKT-LinerReport Eingang zu finden, müssen von einer Sanierungsfirma mindestens 25 Proben eines Linertyps von fünf verschiedenen Baustellen geprüft worden sein. Dies ist 27 Firmen aus sieben verschiedenen Ländern Europas gelungen. Sie setzten zehn unterschiedliche Schlauchliner-Systeme ein.

Datenbasis IKT-LinerReport 2020:

  • Anzahl Schlauchliner-Proben: 2.613
  • davon: 2.155 GFK-Liner und 458 Nadelfilz-Liner
  • Anzahl Schlauchliner-Systeme: 10
  • Anzahl Sanierungsfirmen: 27
  • Mindestmenge: je Sanierungsfirma 25 Linerproben eines Typs von fünf verschiedenen Baustellen
  • Probeneinsender: 74% Bauherren und 26% Sanierungsfirmen
  • Herkunftsländer: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Schweiz, Tschechische Republik
IKT-LinerReport 2020: Schlauchliner-Qualität auf Sechs-Jahres-Tief
Jeder achte geprüfte Liner besteht mindestens eine Prüfung nicht. | Foto: IKT

Prüfergebnisse 2020 schwächer als 2019

Zwar liegen die Schlauchliner-Prüfergebnisse des Jahres 2020 auf einem insgesamt guten Niveau, jedoch ist nicht zu übersehen, dass sie verglichen zum Vorjahr zum Teil deutlich schlechter ausfallen. Die Entwicklung zeigt bei allen vier Prüfkriterien nach unten, sowohl bei Glasfaser-Linern als auch bei Nadelfilz-Linern.

So haben sich die Prüfergebnisse aller Proben bei der Wasser-Dichtheit um -1,6 Prozentpunkte (%P) verschlechtert, beim E-Modul um -1,5%P, bei der Biegefestigkeit um -1,1%P und bei der Wanddicke sogar um -2,9%P (vgl. Tabelle 1).

Prüfergebnisse im Vorjahresvergleich | Foto: IKT
Prüfergebnisse im Vorjahresvergleich | Foto: IKT

Vier Prüfkriterien sind zu erfüllen

Es ist wenig sinnvoll, für eine Schlauchliner-Probe die Prüfkriterien einzeln zu betrachten. Vielmehr kommt es für einen Bauherren darauf an, dass alle vier Prüfkriterien entsprechend der Zulassung erfüllt sind. Nur dann hat er nämlich eine hohe Gewissheit, dass der Liner, der ihm geliefert und eingebaut wurde, die von der Sanierungsfirma versprochenen Materialkennwerte auch wirklich erzielt. Es gilt also, alle vier Prüfkriterien gleichzeitig zu erfüllen.

Jeder achte Liner unter Soll

Im Jahr 2020 bestehen nur 87,5% der Schlauchliner-Proben alle vier Prüfkriterien zugleich – und 13,5% tun dies nicht. Mit anderen Worten: Jeder achte eingebaute Schlauchliner liegt mindestens bei einem der vier geforderten Materialkennwerte unterhalb des Solls. Dies ist der schlechteste Stand der letzten sechs Jahre. Im Vorjahr lag der Vergleichswert noch bei 93% und in 2016 sogar bei 95% (vgl. Diagramm 1).

Linerproben, die alle vier Prüfkriterien zugleich bestehen | Foto: IKT
Linerproben, die alle vier Prüfkriterien zugleich bestehen | Foto: IKT

Von den Proben, für die alle vier Soll-Werte vorliegen, bestehen (vgl. Diagramm 2):

  • 87,5% alle vier Prüfkriterien,
  • 11,3% nur drei Prüfkriterien,
  • 1,2% nur zwei Prüfkriterium und
  • <0,1% nur ein Prüfkriterium.

Diese Prozentwerte beziehen sich nur auf den Teil aller Proben, für die alle notwendigen Soll-Werte vorliegen und für die somit alle vier Kriterien geprüft werden konnten. Dies sind drei Viertel aller Proben, also 1.978 Stück. Für ein Viertel der Proben (= 635) fehlt der Vergleichswert für mindestens ein Prüfkriterium oder ein Teil der Prüfungen wurde nicht beauftragt.

Linerproben nach Anzahl bestandener Prüfungen | Foto: IKT
Linerproben nach Anzahl bestandener Prüfungen | Foto: IKT

Auf Sanierer und Liner kommt es an

Tabelle 2 zeigt die Einzelergebnisse der 27 Sanierungsfirmen. Sechs von ihnen sind im LinerReport mit zwei oder drei verschiedenen Linersystemen vertreten, die anderen 21 jeweils nur mit einem.

Prüfergebnisse LinerReport 2020 | Foto: IKT
Prüfergebnisse LinerReport 2020 | Foto: IKT

Die sechs Mehrfachanwender erzielen mit unterschiedlichen Linern unterschiedliche Prüfergebnisse. So gelingt es zum Beispiel der Swietelsky-Faber Kanalsanierung GmbH, mit dem Brandenburger Liner 2.5 und dem Saertex-Liner ähnlich gute Prüfergebnisse zu erzielen. Diese aber sind deutlich besser als die des ebenfalls eingesetzten Impreg-Liners. Zum Teil liegen die Impreg-Ergebnisse um 12 Prozentpunkte schlechter als die der beiden anderen Liner.

Dies zeigt, dass es für den Sanierungserfolg nicht nur auf die Sanierungsfirma allein ankommt, sondern auch auf den verbauten Liner. Tabelle 3 zeigt darüber hinaus die Prüfergebnisse nach Linersystemen.

Prüfergebnisse nach Linertypen | Foto: IKT
Prüfergebnisse nach Linertypen | Foto: IKT

Wasser-Dichtheit mit und ohne Folie

Beim Kriterium Wasser-Dichtheit schwanken die Resultate zwischen 63,6% und 100% bestandener Proben. Der untere Wert erklärt sich dadurch, dass einige Bauherren die Prüfung von Proben der Aarsleff Rohrsanierung GmbH (mit PAA SF Liner) streng nach der APS-Richtlinie wünschen. Dazu gehört auch das Einschneiden der Innenfolie. Dies ist allerdings nach DIBt-Zulassung nicht erforderlich. Ohne Einschneiden der Folie bestehen die Aarsleff-Proben die Prüfung in 100% der Fälle.

Ähnlich verhält es sich auch bei der Firma GMB Rioleringstechnieken B.V. mit deren Insituform Schlauchliner: ohne Einschneiden der Folie bestehen die Proben zu 100%, mit Einschneiden nur in 75% der Fälle.

Lässt man diese beiden Fälle außer Acht, so fällt die Schwankungsbreite der Prüfergebnisse bei der Wasser-Dichtheit viel geringer aus: sie liegt dann zwischen 82 und 100 Prozent. Vierzehn Sanierungsfirmen-Liner-Kombinationen gelingt es, mit 100% ihrer Proben zu bestehen.

Prüfung der Wasserdichtheit | Foto: IKT
Prüfung der Wasserdichtheit | Foto: IKT

Ausreißer bei Biegefestigkeit und Wanddicke

Das Kriterium E-Modul haben 96,4% aller Proben bestanden. Die Bandbreite der Ergebnisse liegt zwischen 71,9% und 100% bestandener Prüfungen. Es gelingt 13 Firmen-Liner-Kombinationen mit allen ihren Proben zu bestehen.

Das Prüfkriterium Biegefestigkeit bestehen 97,1% aller Proben – das ist der Bestwert unter den vier Prüfkriterien. Achtzehn Firmen-Liner-Kombinationen gelingt dies sogar zu 100%. Die geringste „bestanden“-Quote hat hier die Firma Arkil Inpipe GmbH (mit Impreg-Liner) mit nur 73,3%.

Einen großen Ausreißer gibt es bei der Wanddicke: Die McAllister Group (mit Impreg-Liner) besteht hier mit nur 56,7% ihrer Proben. Insgesamt sind die Ergebnisse der Wanddicke die schwächsten aller vier Prüfkriterien. Der Durchschnitt über alle Proben liegt hier bei 94,6% „bestanden“. Dreizehn Firmen-Liner-Kombinationen schaffen diese Prüfung mit allen ihren Proben.

Spitzengruppe: Der „100%-Club“

Ein qualitativ hochwertiger Liner muss alle vier Prüfkriterien gleichzeitig erfüllen. Meist ergeben sich die Sollwerte aus den Zulassungen und aus den baustellenspezifischen Statiken, in wenigen Fällen aus Kundenvorgaben. In 2020 gelingt es einer Gruppe von Sanierungsfirmen sogar, alle vier Prüfkriterien mit allen ihren Baustellenproben zu 100% zugleich zu bestehen. Diesmal sind es fünf von 27 Sanierungsfirmen (Vorjahr: drei von 23). Sie erfüllen damit die gestellten Qualitätsanforderungen vollständig auf jeder ihrer Baustellen.

Zu diesem „100%-Club“ des Jahres 2020 gehören:

  • Bluelight GmbH mit dem PAA-F-Liner
  • Hamers Leidingtechniek B.V. (NL) mit Alphaliner
  • Jeschke Umwelttechnik GmbH mit Alphaliner
  • Kanaltechnik Agricola GmbH mit Brandenburger Liner 2.5
  • Umwelttechnik und Wasserbau GmbH mit Brandenburger Liner 2.5

In Diagramm 3 erhalten diese Firmen für jedes Jahr im „100%-Club“ je einen Stern, der ihre Leistungen hervorhebt.

Der 100%-Club 2020 | Foto: IKT
Der 100%-Club 2020 | Foto: IKT

Fazit

Die Prüfergebnisse des Jahres 2020 sind insgesamt die schwächsten seit sechs Jahren. Jeder achte Schlauchliner erfüllt mindestens ein Prüfkriterium nicht. Die Anforderung ist jedoch klar und eindeutig: alle vier Prüfkriterien müssen gleichzeitig erreicht werden. In 2020 schaffen dies nur 87,5% der Liner.

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Aber auch bei Einzelbetrachtung der vier Prüfkriterien zeigt sich, dass die 2020er Ergebnisse die schlechtesten seit sechs Jahren sind. Nur in 2018 waren die Ergebnisse für die Wanddicke um 0,5 %P schlechter als in 2020. Sonst liegen aller Ergebnisse der Jahre 2015 bis 2019 über denen von 2020.

Über die Gründe für diese Entwicklung lässt sich als Prüfinstitut nur spekulieren, nicht aber evidenzbasiert und seriös berichten. Insofern hält sich das IKT mit einer Interpretation zurück.

Eines wird aber klar: Trotz der inzwischen sehr hohen technologischen Entwicklung des Schlauchlining-Verfahrens, trotz seiner Stellung als das führende Renovierungsverfahren und trotz intensiver Mitarbeiterschulungen ist ein immer höheres Qualitätsniveau kein Naturgesetz. Es zeigt sich vielmehr, dass es auch nach unten gehen kann mit den abgelieferten Leistungen auf Baustellen. Daher sind auch weiterhin strenge Qualitätskontrollen sowohl auf den Baustellen als auch im Prüflabor notwendig.


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