Ausbildung: „Um die kümmern, die Unterstützung brauchen“
„Wir kümmern uns auch um die schulisch Schwächeren.“ Torsten Rendtel, Leiter des AZB Hamburg | Foto: B_I/B. Stahn

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B_I: Herr Rendtel, seit wann gibt es das AZB Hamburg und wie viele Auszubildende werden derzeit ausgebildet?

Rendtel: Das AZB Hamburg wurde zu Beginn der 70er Jahre gegründet. Derzeit haben wir- über drei Lehrjahre verteilt 545 Schüler, davon 4 Mädchen. Träger ist die Bauinnung Hamburg sowie der Bauindustrieverband Hamburg/Schleswig-Holstein. In den vergangenen Jahren haben wir einen größeren Zulauf. Ich führe das auf die zunehmenden Bemühungen von Betrieben zurück, die nun stärker ausbilden, weil der Markt Fachkräfte nicht mehr hergibt. Außerdem bieten wir Wohnmöglichkeiten für Auszubildende in Zweier- oder Dreier-Wohngemeinschaften in unserem angeschlossenen Internat an.

B_I: Warum hat die Bauwirtschaft solche Probleme, Nachwuchs zu requirieren? Liegt es am schlechten Image?

Rendtel: Das ist genau der Punkt. Die Bauberufe haben kein gutes Image. Mit dem Bauberuf wird Schmutz, schwere Arbeit, Alkohol verbunden. Deshalb wird auch die Kampagne „Bau Dein Ding“ erst greifen, wenn das schlechte Image abgebaut wird. Dummerweise stehen wir bei der Nachwuchswerbung im Wettbewerb mit anderen Berufen, die ein besseres Image haben.

B_I: Was können die AZB tun, um junge Menschen für den Bau zu interessieren?

Rendtel: Man muss an die Front, also an die Schulen. Vor allen Dingen kümmern wir uns auch um die schulisch Schwächeren. Wir bieten hier im AZB zum Beispiel ein Nulltes Lehrjahr an, das der Lehre vorgeschaltet ist und gedacht ist für Schüler, die Probleme mit Rechnen, Lesen und Schreiben haben. Das Projekt heißt „Berufsstart Bau“. Hier wird den Schülern handwerkliches, aber vor allem auch schulisches Wissen vermittelt, damit sie in der Lehre nicht an der Berufsschule scheitern. Außerdem werden sie hier von einer eigens für dieses Projekt eingestellten Sozialarbeiterin betreut. Unsere Erfahrungen mit dem Projekt sind gut, bis jetzt haben noch alle Teilnehmer den Weg in die Ausbildung gefunden. Wegen der guten Vorkenntnisse haben diese Schüler in der Regel dann einen guten Lehrstart. Man muss auch betonen, dass diese jungen Menschen trotz der schulischen Defizite gute Handwerker werden.
Speziell für den Tief- und Straßenbau bieten wir das Programm „Teilqualifikation in der Bauwirtschaft“ an. Das richtet sich an 25- bis 40-jährige, die keine Ausbildung gemacht haben. In mehrwöchigen Kursen können die Teilnehmer Teilqualifikationen erwerben, um dann als Bauwerker oder Bauhelfer in die Baubranche integriert zu werden.

B_I: Welche Erfahrungen haben Sie mit Geflüchteten?
Rendtel: Mit Geflüchteten haben wir gute Erfahrungen. Rund 20 Prozent unserer Auszubildenden haben Migrationshintergrund, der größte Teil kommt aus Afghanistan. Für Geflüchtete haben wir gemeinsam mit dem Jobcenter und der Arbeitsagentur ein Programm entwickelt: „Hin zum Handwerk“. In dem halbjährigen Kurs wird den Teilnehmern an drei Tagen in der Woche praktisches Wissen vermittelt und an zwei Tagen schulisches Wissen, vor allem Sprachvermittlung. Begleitend machen die Teilnehmer ein Betriebspraktikum. Unsere Erfahrung ist, dass auch diese Menschen ihren Weg in den Beruf schaffen. Das zeigt, dass es sich lohnt, sich auch um die zu kümmern, die noch Unterstützung brauchen.

B_I: Welche Rolle spielt die Digitalisierung im AZB?
Rendtel: Wir legen Wert darauf, dass unsere Auszubildenden mit dem Tablet umgehen können, um beispielsweise Pläne laden und lesen zu können. In der Planung ist auch ein digitales Berichtsheft, wie es andere Branchen schon machen. Mit dem Projekt DigiBau wollen wir in einem „digitalen Schaufenster“ für alle am Bau Beteiligten digitale Lernmöglichkeiten einstellen und anbieten.

B_I: Nun ist ja das Problem nicht nur, Nachwuchskräfte zu finden, sondern vor allem Fachkräfte auch zu halten.

Rendtel: Unsere Erfahrung ist, dass viele Fachkräfte nach sechs bis acht Jahren den Bau verlassen, die meisten dauerhaft. Deshalb müssen sich alle fragen, ob alles gemacht wird, um das zu verhindern. Viele Betriebe haben noch nicht verstanden, dass Mitarbeitern die „Work-Life-Balance“ wichtig ist. Geld ist nicht alles, eine angemessen Urlaubsregelung beispielsweise oder auch Fortbildungsmaßnahmen sind mindestens ebenso wichtig. Das Wichtigste ist aber, dass der Betrieb sich um die Belange seiner Mitarbeiter kümmert, Gespräche führt. Kümmern ist wichtig für die Bindung an den Betrieb.

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B_I: Vielen Dank, Herr Rendtel, für das Gespräch.


Lesen Sie zu diesem Thema auch:
- Fachkräftemangel am Bau: Wer packt mit an?


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